
Heute Abend befasst sich Sandra Maischberger mit dem Thema „Ärzte klagen an: Sind Krankenhäuser gefährlich für Patienten?“ und das sind die Gäste im Studio.
Unnötige Operationen, überforderte Ärzte, überarbeitete Krankenschwestern: In Deutschlands Krankenhäusern wird die Gesundheit dem Profitstreben untergeordnet, sagen nicht nur die Kritiker des Gesundheitssystems.
Jetzt wehren sich auch hunderte Ärzte in einem dramatischen Appell: „Rettet die Medizin!“ Sie fordern im „Stern“ ein Ende des Diktats der Ökonomie in den Kliniken. Stehen Ärzte wirklich unter dem Druck, mit den Patienten eine möglichst hohe Rendite zu erzielen – auch auf Kosten der Gesundheit? Wird in Deutschland zu viel operiert und schadet das den Kranken?
Die Gäste
Eckart von Hirschhausen (Arzt und TV-Moderator)
„Ein Krankenhaus ist kein guter Ort für kranke Menschen“, sagt der Kabarettist und frühere Klinikarzt. Jeder zweite im Krankenhaus gemachte Fehler sei durch bessere Kommunikation vermeidbar, glaubt der ARD-Moderator. Er macht „die wachsende Unterbesetzung und Überlastung des Personals“ dafür verantwortlich und warnt vor vorschnellen Operationen. „Es ist eine Perversion der ärztlichen Ethik, wenn Eingriffe wie eine Kniespiegelung oder Rücken-OP vorgenommen werden, die definitiv nicht sinnvoll sind“, sagt Eckart von Hirschhausen.
Maike Manz (ehemalige Chefärztin)
Die Chefärztin hat nach 25 Jahren in verschiedenen Krankenhäusern aus Protest gegen das System ihre Stelle gekündigt. „Mittlerweile schreiben Wirtschaftszahlen den Ärzten vor, wie sie ihre Arbeit zu verrichten haben“, beklagt die 44-jährige Frauenärztin. Operationen wie der Kaiserschnitt würden mittlerweile viel besser vergütet als eine herkömmliche Geburt. „Eine Frau von einem Kaiserschnitt zu überzeugen, ist nicht schwer“, sagt Maike Manz.
Jana Langer (Krankenschwester)
In einem offenen Brief an Gesundheitsminister Jens Spahn beklagte Jana Langer die „menschenunwürdigen Zustände“ in deutschen Krankenhäusern: „Der Mensch ist eine Ware und wird auch als solche behandelt.“ Nachts könne es passieren, dass eine Schwester alleine für bis zu 40 Patienten zuständig sei, manche davon schwerstkrank. Nur weil viele Pflegekräfte unbezahlt und freiwillig länger arbeiteten, liefe das System so gerade noch, sagt die Krankenschwester.
Karin Maag, CDU (gesundheitspolitische Sprecherin der Unionsfraktion)
Die Bundestagsabgeordnete verteidigt das bestehende Gesundheitssystem und warnt vor einem grundsätzlichen Wechsel der Finanzierung, etwa durch Abschaffung der Fallpauschalen: „Wesentlich ist nicht die Art der Abrechnung, sondern wie manche Kliniken sie missbrauchen.“ Deswegen habe die Bundesregierung beispielsweise vergangenes Jahr per Gesetz dafür gesorgt, dass die für die Pflege anfallenden Personalkosten aus den Fallpauschalen herausgerechnet werden, sagt die gesundheitspolitische Sprecherin der CDU/CSU-Bundestagsfraktion. „Damit verhindern wir, dass Krankenhäuser aus wirtschaftlichen Interessen an den Pflegekräften sparen.“
Bernhard Albrecht („Stern“-Wissenschaftsredakteur)
„Unser System bietet Anreize, um zum Schaden des Patienten Rendite zu erwirtschaften“, sagt der promovierte Mediziner. Über die beste Behandlung entscheide in deutschen Krankenhäusern nicht mehr allein die Gesundheit. „Wir alle tragen ein Preisschild auf unserer Stirn“, so der „Stern“-Gesundheitsexperte. „Lukrative Fälle werden operiert, bei Minusgeschäften wird man, wenn möglich, weggeschickt.“
Gerald Gaß (Präsident Deutsche Krankenhausgesellschaft)
„Niemand wird ohne medizinischen Anlass behandelt. Die Entscheidung für eine Operation wird immer im Dialog zwischen Patient und Arzt getroffen“, sagt der Präsident der Deutschen Krankenhausgesellschaft und kritisiert den Ärzte-Appell. Es sei fahrlässig, die 20 Millionen Patienten zu verunsichern, die jedes Jahr in Krankenhäusern behandelt werden. „Ich wehre mich gegen den konstruierten Gegensatz zwischen Ärzten, die moralisch korrekt ihren Aufgaben nachkommen, und den kaufmännischen Leitungen, die nur das Wirtschaftliche im Blick haben und die Ärzte erpressen“, so Klinik-Geschäftsführer Gerald Gaß.
„maischberger“ heute Abend um 22:45 Uhr im Ersten
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