Heute Abend befasst sich Sandra Maischberger mit dem Thema „Gier ohne Grenzen: Sind unsere Banken nur für Reiche da?“ und diese Gäste sind im Studio.
Die Enthüllungen der Recherchekooperation WDR/NDR/Süddeutsche Zeitung zu den „Panama Papers“ haben nicht nur Politiker wie gerade Finanzminister Schäuble in Zugzwang gebracht.
Bei vielen Menschen hat sich der Eindruck verfestigt: Wer als Millionär sein Vermögen in Steueroasen verstecken will, dem helfen die Banken. Normalverdiener dagegen werden nur zur Kasse gebeten: Mit höheren Kontogebühren und bald vielleicht mit Strafzinsen.
Verlieren die Sparer in der Nullzinsfalle ihr Geld, weil Bankberater versagen?
Die Gäste
Frank Lehmann
Der frühere ARD-Börsenmoderator sieht sich mit den jüngsten Enthüllungen über Briefkastenfirmen bestätigt: „Der Ehrliche ist der Dumme, die Großen verschleiern und gehen nach Panama.“ Dennoch ist der Finanzexperte überzeugt, dass nicht die große Masse der Deutschen Steuern hinterziehe. Den Frust der deutschen Anleger gegen die Nullzinspolitik kann Frank Lehmann verstehen. Doch da es keinen Anspruch auf Zinsen gebe, ermutigt der Journalist die Anleger zu mehr Risiko bei Geldanlagen.
Sahra Wagenknecht
„Vizekanzler Gabriel oder Justizminister Maas haben die Geschäftspraktiken der Finanzmafia bisher nicht wirkungsvoll unterbunden und so Steuerhinterziehung sowie Geldwäsche ermöglicht“, wirft die Fraktionschefin der Linken der Bundesregierung vor. Die Niedrigzinspolitik der EZB verurteilt sie: „Die Oberschicht macht Traumrenditen am Kapitalmarkt – der Kleinsparer wird enteignet und zahlt für die Krise. Das ist doch pervers.“ Sie fordert stattdessen Anlageformen, in denen der Werterhalt gesichert ist.
Josef Müller
„Auf die Gier der Menschen konnte ich mich immer verlassen“, sagt der gelernte Steuerberater, der betuchten Kunden half, ihr Geld vor dem Fiskus zu verstecken. Als Honorarkonsul von Panama vermittelte er ihnen auch dortige Briefkastenfirmen. Später prellte Josef Müller Anleger um 7,5 Millionen Euro, gab das Geld für seinen kostspieligen Lebensstil aus. Der Ex-Multimillionär saß wegen Betrugs in mehreren hundert Fällen eine fünfjährige Haftstrafe ab.
Urbe Sommermeyer
Sie verlor einen Großteil ihrer Altersvorsorge, weil ein Bankberater ihr ausländische Immobilienfonds empfahl, die sich als unrentabel erwiesen. Das Vertrauen in Banken hat Urbe Sommermeyer seither verloren und sagt: „Das ist kein Dienst am Kunden mehr. Die drehen einem etwas an, weil sie Provision bekommen.“ Besonders habe man es auf Senioren abgesehen: „Es wird darauf spekuliert, dass wir nicht mehr die Kraft haben, uns zu wehren“, sagt die 76-Jährige.
Helge Petersen
Ob Aktienfonds, Lebensversicherungen oder Bausparverträge – der Bankkunde sei häufig der Verlierer, kritisiert der Kieler Anwalt. „Die Bank gewinnt aber immer“, so Helge Petersen, der die Interessen geschädigter Kleinanleger vertritt. Die Kosten vieler Finanzprodukte seien zu hoch, die Rendite zu niedrig. Den Kunden selbst treffe bei Vertragsabschluss kaum eine Schuld: „Wer 30 Jahre lang sein Sparkonto bei einer Bank hat und dem Berater vertraut, kann als normaler Mensch nicht die Risiken der hochkomplexen Produkte durchschauen.“