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Lindenstraße-Interview mit Moritz A. Sachs & Dunja Dogmani

Folge 14: Moritz A. Sachs als „Klaus Beimer" & Dunja Dogmani als „Neyla Bakkoush"
© WDR / Steven Mahner

Moderator Marcel Schenk trifft regelmäßig Schauspieler/innen vom Ensemble der ARD-Kultserie „Lindenstraße“ zum Gespräch. Und hier kann alles nachgelesen werden.

Folge 14: Moritz A. Sachs als „Klaus Beimer“ & Dunja Dogmani als „Neyla Bakkoush“

Marcel Schenk: Hallo Moritz, schön, dich zu treffen.

Moritz A. Sachs: Hallo Marcel.

Marcel Schenk: Du bist seit der ersten Folge Teil der „Lindenstraße“. Wie fühlt es sich an, wenn Menschen dir sagen, dass sie mit dir, also mit deinem Serienego „Klaus Beimer“, aufgewachsen/groß geworden/älter geworden sind?

Moritz A. Sachs: Das höre ich sehr oft, und es fühlt sich für mich relativ normal an. Es ist etwas sehr Positives, wenn man über so einen langen Zeitraum mit einem Format identifiziert wird, und daher ist es für mich mehr eine Ehre, als der Gedanke daran, dass man ja selber auch älter geworden ist.

Marcel Schenk: Wir haben uns schon mehrmals für Interviews getroffen, bisher hatte ich aber noch nicht die Gelegenheit, deine Textsicherheit zu überprüfen. Machst du mit?

Moritz A. Sachs: Ich bin gespannt…

Marcel Schenk: Meine Mama. Nimm mich auf den Arm. Meine Mama. Da ist es so schön warm. Meine Mama. Ich glaub…

Moritz A. Sachs: (übernimmt) … mein Bauch ist leer. Meine Mama. Ich glaub ich brauch dich sehr. Meine Mama. Wo ist mein Kuschelbär? Meine Mama. Bring ihn mir bitte her. Meine Mama. Kauf mir ein kaltes Eis. Meine Mama. Mir ist heiß. Und mach mal vor, wie hast du mich damals geboren? Sag, war ich da echt dabei?

Marcel Schenk: Wow. Ich bin sprachlos, dir ist der Text immer noch präsent.

Moritz A. Sachs: Ja!

Klausi Beimer singt „Meine Mama“ – Hier geht es zum Video!

Marcel Schenk: War es damals als Kind für dich schwer, ein komplettes Lied am Stück auswendig vorzusingen?

Moritz A. Sachs: Nein, schwierig machte es nur meine Erkältung zu dem Zeitpunkt. Die kann man aber zum Glück nicht zwingend heraushören bei dem Lied, da ich ja eh schief singe. Lieder, also Verse, sind auch leichter zu lernen als andere Texte (meine ich). Es ist aber auch schon so lange her, vielleicht habe ich beim Aufsagen oder Einsingen ja doch das eine oder andere Mal gehangen (lacht). Wer weiß…

Marcel Schenk: Wenn du an die drei Jahrzehnte mit deiner Rolle „Klaus Beimer“ denkst, welche Geschichte war für dich als Schauspieler die aufregendste Zeit?

Moritz A. Sachs: Oh, da gibt es verschiedene Aspekte. Spannend war mit Sicherheit die Nazi-Geschichte, weil diese auch komplett gegen meine private Haltung ging. Das war sehr spannend und herausfordernd für mich als Schauspieler. In der jüngeren Vergangenheit war zweifelsohne die Vergewaltigung von „Klaus“ durch „Nastya Pashenko“ (Anja Antonowicz) sehr spannend zu spielen. Die ernsten Themen sind meist die, die in Erinnerung bleiben.

Dunja Dogmani und Moritz A. Sachs, © GFF/WDR

Marcel Schenk: Du bist mit 7 Jahren in die Serie gekommen, hast hier von der Kindheit über die Teenagerzeit bis hin zum Erwachsenenalter in deiner Rolle alles erlebt. „Klaus“ ist, inzwischen nicht zum ersten Mal, verheiratet und Vater. Kannst du dir vorstellen, dass er auch noch Großvater in der „Lindenstraße“ wird?

Moritz A. Sachs: „Klaus“ war ja bereits Stief-Opa, denn durch die Hochzeit mit „Iffi Zenker“ ist „Nicos“ Kind ja zum Stief-Enkel geworden. Ich hoffe mal, dass meine Serientochter „Mila“ noch lange Kind bleibt, aber in Serien ist nichts unmöglich. Vorstellen kann ich mir aber sehr gut, auch noch richtiger Serien-Opa zu werden. Dazu gibt es übrigens eine schöne Anekdote, die mir zugetragen wurde. Unser Serienschöpfer Hans W. Geißendörfer ist ziemlich zu Beginn der „Lindenstraße“ gefragt worden, wie lange es die Serie denn geben wird. Und er antwortete damals, dass „Klaus Beimer“ vielleicht sogar noch seine erste Freundin haben würde. Als es dann so weit war, habe ich ihn darauf angesprochen. Er sagte, dass „Klaus“ jetzt auch noch ein Enkelkind bekommen wird. Durch die Hochzeit mit „Iffi“ war ich ein wenig in Sorge, weil ja nun auch diese Ankündigung eingetreten war (grinst). Aber von Stief-Enkel war ja nicht zwingend die Rede, also haben wir ja noch eine Weile, bis meine „Mila“ dann mit 38 auch mal über Kinder nachdenkt… (lacht)

Marcel Schenk: Du bist nach deinem Zivildienst auf eine einjährige Weltreise gegangen. Was hast du daraus bis heute mitnehmen können für dein weiteres Leben?

Moritz A. Sachs: Ich merke bis heute, dass ich bestimmte Reiseziele nur ansteuere, wenn ich ausreichend Zeit habe. Für zwei Wochen würde ich nicht mal eben nach Thailand oder Kuba fliegen. Da würde ich dann eher in Europa bleiben und mich dort umsehen.

Marcel Schenk: Du hast in einem früheren Interview gesagt, dass du auch gern alleine verreist. Also wäre eine Gruppenreise in eine Weltmetropole nicht unbedingt dein Traumurlaub…

Moritz A. Sachs: Mit Freunden würde ich das machen, in einer anonymen Gruppe wäre es tatsächlich nicht mein Fall. Alleine reisen hat für mich einen besonderen Reiz, zum Beispiel mit dem Fahrrad alleine durch Schweden fahren und das Land erleben. Diesen Sommer bin ich mit dem Rad allein quer durch Deutschland geradelt. Kann ich nur empfehlen. Die Entscheidung, was mache ich heute, wo biege ich heute ab? Links oder doch rechts? Niemand redet einem rein, diese Freiheit hat etwas.

Moritz A. Sachs und Dunja Dogmani, © GFF/WDR

Marcel Schenk: Hättest du dir abseits des künstlerischen einen anderen Beruf für dich vorstellen können, wenn die „Lindenstraße“ nicht zum Dauerläufer geworden wäre?

Moritz A. Sachs: Ich mache neben der Schauspielerei noch einiges hinter der Kamera. Nun kann man sagen, das ist im weitesten Sinne auch ein künstlerischer Beruf. Abseits davon war Jura für mich eine Zeit lang auch Thema. Oder Koch.

Marcel Schenk: Du kochst also gerne?

Moritz A. Sachs: Definitiv. Ich versuche, jeden Tag frisch zu kochen.


 

Marcel Schenk: Wie entspannst du nach einem langen Drehtag oder einer langen Drehwoche am besten?

Moritz A. Sachs: Zuerst einmal lange schlafen. Danach ganz entspannt aufstehen und vielleicht auch einkaufen gehen, um dann etwas, passend zur Frage davor, zu kochen. Das Essen genießen und abends noch ein paar Freunde treffen – das wäre ein relaxter Tag für mich.

Marcel Schenk: Ich bedanke mich bei dir und wünsche dir alles Gute, lieber Moritz.

Moritz A. Sachs: Danke dir, Marcel.

Marcel Schenk: Deine frisch angetraute Serienehefrau ist nun bei mir, hallo Dunja.

Dunja Dogmani: Hallo Marcel.

Marcel Schenk: Du hast gerade deine Hochzeit mit „Klaus Beimer“ in der „Lindenstraße“ gefeiert, verkörperst eine der spannendsten und präsentesten Rollen aktuell. Was ist das Schönste an deiner Arbeit als Schauspielerin?

Dunja Dogmani: Dass ich in so viele verschiedene und spannende Rollen schlüpfen kann. In meinem Beruf muss ich in die unterschiedlichsten Menschen eintauchen, in ihre ganz eigene Welt und kann dort auch zum Teil für mich selbst spannende Erfahrungen machen.

Marcel Schenk: Stand für dich schon immer fest, den Beruf der Schauspielerin zu ergreifen?

Dunja Dogmani: Ja. Auf jeden Fall.

Marcel Schenk: Du bist am Set der „Lindenstraße“ noch die Neue. Wie hat es sich für dich angefühlt, an einen Arbeitsplatz zu kommen, an dem viele Kollegen bereits über Jahre, teils Jahrzehnte, zusammenarbeiten? Dein Serienehemann „Klaus Beimer“ ist seit Folge 1 dabei. Fühlst du dich inzwischen angekommen?

Dunja Dogmani: Ja, ich habe mich hier von der ersten Sekunde an nicht als außenstehend gefühlt, sondern wurde direkt ins Team integriert. Ich wurde sehr warm und mit offenen Armen begrüßt.

Marcel Schenk: Du bist in Deutschland geboren und aufgewachsen, spielst jetzt in der „Lindenstraße“ eine Frau, die aus Tunesien nach Deutschland geflüchtet ist. Deine Eltern selbst stammen aus Tunesien. Da schließt sich in gewisser Weise ein Kreis. Sprichst du mit deinen Eltern über deine Serienrolle, fragst du vielleicht sogar manchmal deine Mutter, wie sie reagiert hätte in „Neylas“ Situation?

Dunja Dogmani: Ja und nein. Nein deshalb, weil meine Eltern damals als fleißige Gastarbeiter herzlichst begrüßt wurden in Deutschland und nicht aus der Heimat fliehen mussten. Ja aber auch aus dem Grund, weil sie mir von den anfänglichen Problemen erzählt haben. Vieles ist natürlich anders hier und man muss sich, so wie auch „Neyla“, erst langsam einfinden. Das Ankommen in Deutschland ist für sie anders gewesen, als es für „Neyla“ war.

Marcel Schenk: Gab es auch Feedback von tunesischen Zuschauern, die sich an dich gewandt haben?

Dunja Dogmani: In der Tat, ja. Ich habe mich sehr gefreut, dass meine Darstellung als sehr glaubwürdig wahrgenommen wird, und viele dieser Zuschauer wunderten sich, als sie erfuhren, dass ich hier in Deutschland geboren bin.

Marcel Schenk: Du sprichst neben Deutsch auch fließend Englisch, Französisch und Arabisch. Inzwischen auch Kölsch?

Dunja Dogmani: (lacht) Ich versuche mein Bestes, aber ich glaube, dafür muss man in Köln geboren sein, um so richtig Kölsch zu können…

Marcel Schenk: Namen haben im arabischen Raum oftmals eine Bedeutung. Auch deiner? Du könntest meiner Interpretation nach eine Art Reisende oder Rastlose sein, denn du kommst aus Freudenstadt, hast deine Schauspielausbildung in Stuttgart absolviert und warst danach an Bühnen in Köln, Paris, Bochum, Fürth und Aachen engagiert…

Dunja Dogmani: Nomen est omen. Dunja ist die Welt. Und ich fühle mich sehr wohl als Reisende.

 

Aaron Rufer, Moritz A. Sachs und Dunja Dogmani, © GFF/WDR

Marcel Schenk: Kanntest du die „Lindenstraße“ schon vor deinem Einstieg?

Dunja Dogmani: Von früher auf jeden Fall.

Marcel Schenk: Wie lernst du deine Texte? Hast du ein bestimmtes Ritual oder bist du ein Naturtalent?

Dunja Dogmani: Ich lerne Text im Gehen, in Bewegung. Vermutlich habe ich im vergangenen Jahr ganz Köln abgewandert, während ich die Texte durchging.

Marcel Schenk: Wärst du mit „Neyla“ privat befreundet, wenn sie in deiner Nachbarschaft leben würde?

Dunja Dogmani: Ja. Ich würde mich von ihr immer gerne bekochen lassen (lacht). Sie ist sehr loyal und vertrauenswürdig.

Marcel Schenk: Wie sieht für dich ein perfekter, freier Tag aus?

Dunja Dogmani: Ein perfekter freier Tag hat keinen Ablauf. Er passiert einfach. Ohne Plan und ohne Ziel.

Marcel Schenk: Gibt es etwas, das du deiner Serienrolle gerne sagen würdest? Etwas, das du „Neyla“ mit auf den Weg geben möchtest?

Dunja Dogmani: (überlegt) Entspann‘ dich! Ja, ich würde ihr sagen wollen: „Entspanne dich.“

Marcel Schenk: Vielen Dank, liebe Dunja.

Dunja Dogmani: Ich bedanke mich bei dir.

Moritz A. Sachs

Rolle: „Klaus Beimer“
In der „Lindenstraße“ seit: Folge 1 (1985)

Moritz A. Sachs wurde am 13.August 1978 in Köln geboren. Im Alter von 7 Jahren übernahm er in Folge 1 die Rolle des „Klaus Beimer“ in der „Lindenstraße“. Nach seinem Abitur leistete er Zivildienst und machte eine einjährige Weltreise. Anschließend sammelte er durch Praktika und Assistenzen bei verschiedenen Film- und TV-Projekten erste Erfahrungen hinter der Kamera. Inzwischen arbeitet Moritz A. Sachs neben der „Lindenstraße“ als Regisseur und Produzent. Er lebt in Köln.

Dunja Dogmani

Rolle: „Neyla Bakkoush“
In der „Lindenstraße“ seit: Folge 1612 (2017)

Dunja Dogmani wurde am 23.März 1977 in Freudenstadt geboren. Sie arbeitet als Schauspielerin, Sprecherin, Schauspielcoach und Theaterregisseurin. Dunja Dogmani lebt mit ihrer Familie in Köln.

 
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