Moderator Marcel Schenk trifft regelmäßig Schauspieler/innen vom Ensemble der ARD-Kultserie „Lindenstraße“ zum Gespräch. Und hier kann alles nachgelesen werden.
Folge 14: Toni Snétberger als „Vincenzo (Enzo) Buchstab“
Marcel Schenk: Hallo Toni, willkommen zurück in der „Lindenstraße“! Deine Fans mussten jetzt anderthalb Jahre auf dich in der Serie verzichten, was hast du in dieser Zeit erlebt?
Toni Snétberger: Hallo Marcel. Ja, ich bin wieder da und freue mich sehr darüber. In meiner „Lindenstraße“-freien Zeit habe ich u.a. viel Musik gemacht.
Marcel Schenk: Bleiben wir direkt beim Thema. Musik spielt eine wichtige Rolle in deinem Leben.
Toni Snétberger: Das stimmt. Aktuell spiele ich in einer Soulband, die hauptsächlich in Budapest tätig ist. Sie heißt Solati . Ein sehr schönes R’n’B Projekt, das mir viel Spaß macht. Daneben gibt es auch noch ein weiteres Bandprojekt in Berlin, hier suchen wir momentan noch einen Sänger…. Also falls das hier jemand liest, der jemanden kennt, einfach bei mir melden.
Marcel Schenk: Begleitet und begeistert dich die Musik schon von Kindertagen an?
Toni Snétberger: Auf jeden Fall. Das liegt auch in der Familie. Mein Vater hat am Balaton eine Musikschule. Hier wird Kindern und Jugendlichen aus schwierigen Verhältnissen, die Talent besitzen, aber in ihrem familiären Umfeld nie die Möglichkeit hätten, Musik zu machen, eine Chance gegeben, sich zu entwickeln. Ich engagiere mich dort ebenfalls, wenn es meine Zeit erlaubt. Die meisten Kinder kommen mit 12 Jahren zu uns und bleiben in den Workshops bis zur Volljährigkeit. Viele stammen aus sozial benachteiligten Roma-Familien. Die Kids lernen auch Englisch, und letztlich beginnen wirklich fast alle im Anschluss an ihre Zeit in der Schule meines Vaters eine Musikerausbildung oder nehmen ein Musikstudium auf. Das macht mich stolz.
Marcel Schenk: Kann ich mir das Ganze wie ein Internat vorstellen? Wie groß ist diese Schule?
Toni Snetberger: Ja, die Schule ist eine Art „Ferieninternat“. Es sind meist 60 Kinder und Jugendliche, die hauptsächlich ihre Sommerferien dort verbringen, die in Ungarn zweieinhalb Monate dauern. Es macht unglaublich viel Freude, mit ihnen zu arbeiten, weil sie alle sehr engagiert sind und wirklich Musik machen wollen. Ich unterrichte dort Schlagzeugtechniken und gebe Bandworkshops.
Marcel Schenk: Was würdest du für interessierte Jugendliche als schwieriger erachten – Schauspielerei zu erlernen oder professioneller Musiker zu werden?
Toni Snétberger: Schwer zu sagen, weil das kaum miteinander vergleichbar ist. Als Schauspieler musst du in eine andere Rolle schlüpfen, dich sozusagen gut verstellen können, um das andere Ich darzustellen. Als Musiker lebst du von deiner Authentizität und musst du selbst sein. Sonst funktioniert es nicht.
Marcel Schenk: Lass uns zu deiner Rolle „Enzo Buchstab“ kommen. An welche seiner bisherigen Geschichten denkst du gern zurück (vielleicht weil sie dir besonders viel Spaß beim Drehen gemacht hat)?
Toni Snétberger: Das war noch ziemlich am Anfang, als „Enzo“ von einem Auslandseinsatz aus Afghanistan zurückkam und unter einem posttraumatischen Belastungssyndrom litt. Die Vorbereitung auf diese Story war sehr intensiv und das Spielen hat mir Spaß gemacht. Über die Jahre gab es aber auch noch viele weitere schöne Momente.
Marcel Schenk: Hast du das Geschehen in der „Lindenstraße“ während deiner Abwesenheit weiterhin verfolgt?
Toni Snétberger: Über soziale Netzwerke wie Facebook und auch die Mediathek war ich immer auf dem Laufenden. Meine Oma sieht sich regelmäßig die „Lindenstraße“ an, und ab und zu habe ich mit ihr gemeinsam geschaut. Privat besitze ich aber keinen Fernseher, daher habe ich nicht jede Folge gesehen.
Marcel Schenk: Wie war dein erster Arbeitstag hier am Drehort? War es wie ein Heimkommen oder musstest du dich erst wieder langsam einfinden?
Toni Snétberger: Es ist tatsächlich ein nach Hause kommen zu Freunden und der „Lindenstraße“-Familie. Es fühlte sich kein bisschen fremd für mich an.
Marcel Schenk: Wenn du mit deinem Auto eine Panne hättest, könntest du inzwischen wie „Enzo“ den Fehler lokalisieren und beheben? Es waren ja immerhin viele Jahre, in denen du die Kfz-Werkstatt der „Lindenstraße“ geführt hast…
Toni Snétberger: Diese Panne würde mir gar nicht passieren, weil ich keinen Führerschein besitze. Mit 18 Jahren hatte ich mal angefangen in der Fahrschule, durch stete Schauspielengagements kam es aber nie bis zur Abschlussprüfung, da ich kaum Zeit hatte, mich entsprechend vorzubereiten. Ich lebe in Berlin und dort ist ein eigenes Auto auch gar nicht so sehr nötig. Aber ich möchte das Thema Führerschein doch langsam mal wieder in Angriff nehmen….
Marcel Schenk: Kannst du „Enzo Buchstab“ mit drei Worten beschreiben?
Toni Snétberger: Ja, er ist hilfsbereit und charismatisch, aber auch unsicher.
Marcel Schenk: Und wie würdest du dich beschreiben? Gibt es Parallelen zwischen dir und deiner Rolle?
Toni Snétberger: Nein, Parallelen sehe ich da keine. Ich denke eher, ich bin auf einem guten Weg, mich gerade selber zu verstehen. Das ist ein steter Prozess.
Marcel Schenk: Wäre „Enzo“ jemand, der in deinen Freundeskreis passt?
Toni Snétberger: Ja, auf jeden Fall. Ich mag ihn.
Marcel Schenk: Was finden wir garantiert immer, wenn wir in deinen Kühlschrank zuhause schauen würden?
Toni Snétberger: (lacht) Ungarische Salami.
Marcel Schenk: Wo ist die Chance groß, dich an einem freien Tag anzutreffen?
Toni Snétberger: Entweder im Proberaum oder – bei schönem Wetter – im Park mit meinem Sohn.
Marcel Schenk: Ich danke dir für dieses Gespräch!
Toni Snétberger: Gerne. Ich danke auch.
Rolle: „Vincenzo (Enzo) Buchstab“
In der „Lindenstraße“ seit: Folge 1077 (2006)
Toni Snétberger wurde am 18.August 1983 in Annaberg-Buchholz im Erzgebirge geboren. Die ersten fünf Jahre seines Lebens verbrachte er in Budapest und zog 1988 mit seiner Familie nach Berlin. Seit seinem zwölften Lebensjahr steht Toni für diverse Kino- und Fernsehproduktionen vor der Kamera. Neben der Schauspielerei ist er Schlagzeuger, spielte u.a. in der Band der„Niels Ruf Show“ und gelegentlich im Trio seines Vaters, des ungarischen Gitarristen Ferenc Snétberger. Derzeit arbeitet Toni Snétberger mit der ungarischen Soulband „Solati“ zusammen und ist an einem Bandprojekt in Berlin beteiligt.
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